| Hier können Sie Ihre Überschrift eingebeZülpich und der 24. Dezember 1944 Heiligabend, 15.00 Uhr - 680 Sprengbomben auf die Kernstadt
Angriffe bereits kurz nach Kriegsbeginn Erste Bomben auf die Bonner Straße
Zülpich wurde seit dem 15. Mai 1940 schon mehrfach mit Spreng- und Brandbomben angegriffen unter anderem von den "Bristol Benheim-Bombern" der Royal Air Force ( Foto unten). Im Mai des Kriegsjahres 1941 warfen alliierte Flieger mehrere Bomben nahe des Klosters Marienborn ab. Das Kloster selbst wurde aber nicht getroffen. Ab 1944 häuften sich die Luftangriffe und nahmen an Stärke immer weiter zu. Besonders nach dem 16.12.1944 verstärkten die Alliierten ihre Angriffe um den deutschen Nachschub für die Ardennenoffensive zu stoppen. Bei einem Fliegerangriff am 06. November 1944 kam die erste Zülpicherin in Zülpich ums Leben. Die damals 15jährige Katharina Pielen befand sich in Nähe des Kölntors, als sie von alliierten Bombern überrascht wurde. Am 06.12.1944 wurde die Landwirtschaftsschule und am 08. 12.1944 waren die Münsterstraße und der Frankengraben Ziel mehrerer Bomben aus alliierten Maschinen. Wieder gab es viele Tote zu beklagen. Am 11.12.1944 wurden Gebäude in der Kölnstraße schwer getroffen. Bei dem Bombenangriff vom 13.12.1944 wurden der Markt und die Weierstraße schwer getroffen. Es gab in Zülpichs Kernstadt erneut mehrere Tote bei diesem Bombardement.18 Tote holte man aus dem Keller des Hauses Suhl. Zülpich am 24.12.1944, 15.00 Uhr, Sonne und nicht kalt Gegen Mittag starteten vom Flugplatz Melun in Frankreich 57 Bomber vom Typ A 20 "Havoc" und 31 Bomber des Typs "Intruder". Beide zweimotorigen Maschinentypen waren Neuentwicklungen für die USA Airforce und nur noch mit je zwei Mann besetzt. Diese 88 Flugzeuge luden - aus westlicher Richtung und über Füssenich fliegend - gegen 15.00 Uhr aus einer Angriffshöhe von 4000 m ihre Last von insgesamt 680 Sprengbomben auf die Innenstadt von Zülpich ab. Von der Flugbatterie Langendorf wurde einer der 88 Bomber abgeschossen (vrgl. National Archiv II Washington DC, Zielkatalog USA Airforce) Bericht von Paul Meyer, Jörg Dietsche) Schwere Schäden in der gesamten Kernstadt Die alte und wundervolle Römerstadt wurde von den alliierten Luftstreitkräften sehr schwer bombardiert und in der Kernstadt gewaltig getroffen, wobei größte Schäden an der Peterskirche mit Pastorat, an der Landesburg, in der Bachstraße vom Tor bis zum Haus Knein, in der Münsterstraße (beidseitig) und in der Bonner Straße zu verzeichnen waren.
Viele weitere Stadtteile und Straßen Zülpichs wurden bei dem Angriff vom 24.12.1944 getroffen. Die Kernstadt war praktisch zu 80 % zerstört, von der Peterskirche blieb nur eine Ruine übrig. Auch das Rathaus (links) war zerstört. Das Weiertor existierte nur noch zur Hälfte. Bei diesem Luftangriff waren besonders viele Tote und Verwundete zu beklagen. Sorge in den umliegenden Ortschaften Im benachbarten Füssenich war von diesem neuen Ausmaß des Grauens kaum etwas zu spüren. Lediglich das Getöse der Maschinen und der aufsteigende Rauch über der Burg und Pastorat konnte man aus Füssenich und Geich mit großer Sorge vernehmen. Der Alltag ging in dem Doppeldorf mit einer heiligen Messe am Abend in der Füssenicher Pfarrkirche anscheinend unbeteiligt weiter. Die vielen Fliegeralarme der letzten Jahre hatten die Bewohner in Füssenich und Geich "abgehärtet". Mit großer Betroffenheit erfuhren die Dorfbewohner dann aber vom Tod des Oberpfarrers Karl von Lutzenberger und seiner Wirtschafterin Christine Dreesen, die beide bei dem Luftangriff unter den vielen Toten gezählt werden mussten. Man fand ihre Leichen erst im Laufe des Jahres 1946 unter den Trümmern des Gotteshauses. Bergung der Leichen erst am 15.10.1946 Hermann Josef Klinkhammer aus Zülpich schildert in " Zülpich vor 60 Jahren " auf Seite 109 die späte Bergung der beiden Leichname Carl von Lutzenberger und Christine Dreesen: [...] " Auf der Suche nach dem Oberpfarrer Karl von Lutzenberger und seiner Wirtschafterin direkt nach dem Angriff beteiligte sich auch mein Vater Josef Klinkhammer. Es wurde bis zur Erschöpfung in den Trümmern des Wohnhauses gebraben, aber es gab kein Lebenszeichen von den dort vielleicht Verschütteten. Wie sich während die Bergung der beiden Leichen am 15.10.1946 herausstellte, war man am hl. Abend 1944 schon bis auf ca. 2 Meter zu den Verschütteten vorgedrungen. Da die Bergungsmannschaft aber am 24.12.1944 keine Klopfzeichen oder sonstige Laute vernahm, wurden die Arbeiten eingestellt. Der Herr Oberpfarrer wurde im Keller des Hauses hinter einer Tür gefunden" [...] Quelle " Zülpich vor 60 Jahren" Zülpicher Geschichtsverein, 2006, Seiten 92 und 109 Erinnerungen - 24. Dezember 1944 von Viola Recht
Carl von Lutzenberger Viele Füssenicher und Geicher Bürger waren zwischen 1940 und 1943 ins damals vermeintlich kriegssichere Füssenich - z.B aus Köln- umgezogen. So auch die noch einigen sicher bekannte Dorflehrerin Maria Stumm (gest. 1989) aus der Jülicher Straße in Füssenich. Ihr Haus steht heute noch als gut gepflegtes Fachwerkhaus gegenüber vom Kindergarten. Ihre Tochter Viola Recht berichtet in "Düren vor 60 Jahren, erschienen 2006" dass sie mit ihrer Mutter am 23. Dezember 1944 (übrigens einen Tag vor dem 42. Geburtstag von Frau Stumm, Anm.der Red.) nach Zülpich zur Beichte gegangen sei und bei dem dortigen Oberpfarrer Karl von Lutzenberger (Foto oben) bei dieser Gelegenheit einen Rat einholten. Auf die Frage, ob man wegen der nun anrückenden US-Armee das Heimatdorf Füssenich verlassen sollte, hatte der Pfarrer Ihrer Mutter geantwortet: "Liebe Frau Stumm, Sie sind hier behütet und sie sind auch dort behütet, wo immer Sie sich aufhalten werden" [1]
Den verheerenden Bombenangriff am Heiligabend 1944 auf Zülpich haben Frau Stumm und ihre Tochter dann später aus dem "sicheren" Füssenich aus beobachtet. Die damalige Kunstlehrerin (Foto: Ihr Haus in der Jülicher Straße) wurde schließlich stolze 86 Jahre alt. [1] Quelle: Viola Recht, "Zülpich vor 60Jahren", ZGV, 2006 Es folgten weitere Luftangriffe bis ins Frühjahr 1945 in der Tiefebene zwischen Düren und Zülpich Am 29.12.1944 wurden Bomben auf die Moxgasse, auf den Kreisbahnhof Zülpich-Stadt und auf die Kölnstraße abgeworfen. Viele Tote und viele Verwundeten wurden aus den Trümmern geborgen. Die weiteren Luftangriffe erstreckten sich von Januar 1945 bis 25.02.1945, als u.a. die Papierfabrik Sieger Opfer des Terrors wurde. Bis zum 04.03.1945, als amerikanische Bodentruppen Zülpich und seine umliegenden Ortschaften tags zuvor eingenommen hatten, waren die Zülpicher und die Bewohner der Region feindlichem Artilleriebeschuss ausgesetzt, der in den folgenden Tagen weitere Todesopfer nach sich zog [1] [1] Quelle: Vergl. "Zülpich vor 60 Jahren, Zülpicher Geschichtsverein, 2006, Seiten 93-94
Im obigen Foto rechts: Reste des Abfertigungsgebäudes ( Foto unten). Abzeichen: Joeyeti - Eigenes Werk3rd Fallschirmjäger Division Insignia CC BY-SA 3.0File:3rd Fallschirmjäger Division (Wehrmacht WW2).svg Erstellt: 19. März 2013
Die Einnahme Zülpichs am 03. März 1945 60. und 47. Infantry der 9. Infantry Division, die dem III. US-Corps unterstanden, marschierten Richtung Zülpich.
Pausenlos bombardierten die amerikanischen und britischen Luftstreitkräfte im Februar/März 1945 die Tiefebene zwischen Zülpich, Düren und Jülich. Die amerikanische 60th und 47th Infantry der 9th Infantry Division, unterstützt durch die Combat Command B der 9th Armored (Panzerverband) Division, durchkämmten am 01.03.1945 die Orte Muldenau, Embken, Ginnick, Froitzheim ohne nennenswerte Gegenwehr (Bild links: Abzeichen der 9.US Infantry Division) Gemeindediener Klaus Flimm forderte am 25.Februar 1945 mit lautem Geläut die Bürgerinnen und Bürger von Füssenich und Geich letztmalig auf, den Doppelort sofort zu verlassen. Viele folgten dem Aufruf und wurden zum Beispiel ins Bergische Land evakuiert. Viele blieben aber auch, wollten ihr Hab und Gut nicht verlassen. Im Kloster St. Nikolaus-Stift in Füssenich (Foto oben) war eine Hauptverbandstation eingerichtet worden, die neben den Deutschen Fallschirmjägern auch von der Zivilbevölkerung genutzt werden konnte. Ein riesiges rotes Kreuz auf dem Dach des Klosters war wohl für alle Piloten gut sichtbar und mahnte, es nicht anzugreifen Ein Operationssaal wurde im damaligen Bügelzimmer des Klosters eingerichtet. (Vergl. Viola Recht in "Zülpich vor 60 Jahren", 2005).
Dazu ein amerikanischer Zeitzeuge: "Wir folgten schließlich dem 47. Infanterieregiment, zogen durch Muldenau, Ginnick, Froitzheim und Füssenich, wo wir im Kloster der katholischen Schwestern ausruhen konnten und übernachteten" . ( Vergl.: Orville A. Stangl, Zugführer I.Kompanie des. 60. Infanterieregiments, USA. in " Zülpich vor 60 Jahren," 2015). 03.03.1945, 09 30 Uhr Einnahme Zülpichs mit Bodentruppen "Go-Devils" erobern die fast menschenleere Stadt
Die alte Römerstadt Zülpich wurde nach vorherigen kurzen Abwehrversuchen ab 04.30 Uhr bis ungefähr 09:30 Uhr am 03. März.1945 vom 60. Infanterieregiment, das von Füssenich, Geich und Juntersdorf unter dem Schutz von Panzern anrückte, eingenommen und war zu diesem Zeitpunkt bereits zu 80% zerstört. Im Stadtkern trafen die Soldaten des 60. US-Infanterieregiments am frühen Morgen auf nur noch 50 Zivilisten. Die deutschen Einheiten hatten sich bereits am Vorabend vollständig zurückgezogen. Über die heute so genannte B 56 ging es dann weiter über Euskirchen (04.03.1945) und Rheinbach nach Bonn (09.03.1945). Die heutige B 56 war damals für die Alliierten eine wichtige Nachschubstraße Richtung Bonn und Remagen [1]
Die kriegerische Aktion wurde übrigens geleitet von US Captain Clifford Barbanell vom 3. Bataillon des 60. Infanterieregiments der 9. Infanteriedivision
(vergl. " Zülpich vor 60 Jahren" 2005, S. 157)
Ein Zeitzeuge erinnert sich:
Am 03. März dann stießen die amerikanischen Truppen nach dreitägiger Belagerung im Schutz von schweren Panzern aus Richtung Füssenich-Geich und Juntersdorf kommend zum fast menschenleeren Stadtkern Zülpichs vor.
Am 09. März war man am Ziel, am Rhein, angelangt.
In Zülpich errichteten die amerikanischeh Besatzer spä-ter eine provisorische Stadtverwaltung mit dem Zül-picher Drogisten Reiland als Bürgermeister.
Weiteres Vorgehen nach der Einnahme Zülpichs am 03.03.1945 Die Ludendorff-Brücke in Remagen - Ziel der Amerikaner. Bundesarchiv, Bild 173-0422 / CC BY-SA 3.0 de File:Bundesarchiv Bild 173-0422, Remagen, beschädigte Brücke.jpg
Dem III. Korps waren die 1.,9. und 78. Infanteriedivision und die 9. Panzerdivision unterstellt. III. Korps: Am 25. Februar konnte das Korps einen Brückenkopf an der Rur errichten und überqueren. Danach marschierte der nördliche Flügel des Corps in Richtung Bonn, während sein südlicher Flügel den Rhein bei Remagen anvisierte. Quelle Foto oben: File:9th Armored Division, Engers, Germany 03-27-45.jpgHochgeladen: 5. April 2015
Deutsche Gegenwehr: 3. Fallschirmjäger-Division Mit Beginn der Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 hatte die Division schwere und verlustreichte Kämpfe zu überstehen, die mit dem Rückzug der Einheit durch die Eifel bis Nahe Bonn endeten. Sie "begleiteten" die US-Divisionen bei ihrem Vormarsch von der Eifel bis zum Rhein. Im sogenannten Ruhrkessel wurde sie im April 1945 eingeschlossen und kapitulierte gänzlich. Kommandeure von Januar 1945 - März 1945 waren Generalleutnant Richard Schimpf, Oberst Helmut von Hoffmann und Oberst Karl-Heinz Becker.
[1] Quelle: Vergl. "Zülpich vor 60 Jahren", NRW-Stiftung, Seiten 16 Ein ganz besonderer Dank geht an den Arbeitskreis Zeitzeugen, Zeitzeugnisse des Geschichtsvereins Zülpich
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Das moderne Zülpich Historie an jeder Ecke
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Juden in Zülpich
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Das Rathaus in Zülpich
Fotos oben: Sammlung Justiz-Club Düren
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