Die große Zeit der Luftschiffe -
die deutschen Pioniere.
Ferdinand von Zeppelin (1917)
CC BY-SA 3.0
Motorluftschiffe in Deutschland.
Die erste preußische Luftschiffertruppe wurde am 28. März 1884 ins Leben gerufen. 1894 kam eine Luftschiffer-Lehranstalt hinzu
Foto: Tegeler Ballonhalle, Sml.Jochen Schneevogt.
Parseval Versuchsluftschiff
Oben: Parseval 2 in Augsburg
Unten: Rechts im Hintergrund das Luftschiff »Parseval-Luftschiff PL 1 (Type E)« während einer Demonstrationsfahrt beim Gordon-Bennet-Wettfliegen in Zürich am 3. Oktober 1909
Luftschiffe überflogen Düren bereits 1909. Das Luftschiff "Zeppelin 2 " und "M.II" konnte man am 15.11.1909 über Düren erblicken. Einige Tage später, am 20.11.1909, überflog "Parseval I." die Stadt. Am 7. Mai 1912 und am 10. Mai d.J. überflog das Luftschiff Zeppelin 2 erneut Düren. Und am 17. September 1929 konnte man das Luftschiff "Graf Zeppelin", das bereits in diesem Jahr die ganze Welt umrundet hatte, über Düren beobachten.
lZ 127 (Graf Zeppelin) zurück von einer Weltfahrt in Deutschland 1929 [1]
1914: Luftschiffe als Waffe
Das Deutsche Reich und seine militärische Führung setzten zu Beginn der neuen Luftschiffzeit sehr große Hoffnungen in die neue Wunderwaffe.1914 verfügte das Deutsche Reich über lediglich 8 Luftschiffe. Es sollten im Laufe des Krieges über 100 werden.
Entgegen den damals noch in den Kinderschuhen steckenden Flugmaschinen konnten die Ballons größere Höhen, erreichen, waren fast genauso schnell und konnten mit mehr Bomben bestückt eine sehr viel größere Reichweite erreichen. Sie sorgten allein durch ihre Größe für Angst und Schrecken im feindlichen Luftraum jener Tage.
Im 1. Weltkrieg (1914-1918) wurde die Produktion und Weiterentwicklung dieser Kolosse am Himmel weiter vorangetrieben, wobei die Zeppelin-Militärluftschiffe im Kaiserreich eine wesentliche Rolle spielten. Insgesamt bauten die Zeppelin-Werke im Ersten Weltkrieg 88 Luftschiffe für Heer und Marine. Der Luftschiffhafen Düren wurde zunächst von der Deutschen Reichsmarine unter dem Rufnamen „Siegfried", später dann von der Reichsheeresverwaltung unter dem Namen „Dietrich" genutzt.
Der Dürener Luftschiff-Einsatz-Hafen (LS-E-Hafen) wurde am 14. Dezember 1914 fertiggestellt, um von der belgischen Seite her England und die französischen Küstenhäfen anzugreifen.
Zu jedem Lufthafen gehörte eine sogenannte Hallenschutzstation (Flieger, Flugzeuge, Flak), die für den Schutz des Hafens, seiner Bauten und seiner Besatzung zuständig waren.
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"Bis man im September 1914 mit der Anlage des Marine-Luftschiffhafens in Düren begann, war eine transportable Feldhalle aus Zeltleinwand vorgesehen. Es ist leicht vorstellbar, dass die Halle bei einem Ausmaß von 28 Meter nutzbarer Breite, 30 Meter nutzbarer Höhe und 180 Meter Länge dem Wind eine große Angriffsfläche bot. Der Eingang war mit einem schweren Zeltvorhang verkleidet (Foto).
Ein harter Sturm konnte also unter Umständen einen gefährlichen Schaden anrichten, dies um so mehr, als ja auch selbst das in der Halle lagernde Luftschiff jedem Windhauch mehr oder weniger ausgesetzt war und dann hin und her schwankte.
Das Verhängnis trat dann auch bald ein, glücklicherweise, ehe ein Schiff eingehallt war. Ein schwerer Südweststurm am 13. Februar 1915 zerstörte die Zelteinkleidung und vor allem den Torvorhang an zahlreichen Stellen.
Da musste also schnellstens Abhilfe geschaffen werden: Die Halle erhielt eine starre Holzverschalung, und der alte Eingangsvorhang wurde durch ein zweiflügeliges Schiebetor ersetzt" .(1)
(1) Bericht Carl Heege, „Erinnerungen an den Dürener Luftschiffhafen“, 1971.
Bauplan in Dürener Hand
Den Bauplan lieferte der Dürener Bauingenieur Gerhard Schaaf.
Die Bremer/Berliner Firma „Deutsche Luftschiffhallenbau-Gesellschaft -System Ermus-“, die im Jahre 1913 gegründet wurde, baute die gesamte Hallenkonstruktion. Eine weitere Halle dieses Typs war wahrscheinlich in Zülpich geplant. Eine Nutzung ist nicht überliefert. Im Protokoll des Zülpicher Rates vom 18.12.1914 ist lediglich eine Erwähnung zu finden, die sich mit der Stromversorgung zu der geplanten Luftschiffhalle Zülpich befasst. Außerdem sollen kurz nach dem 2. Weltkrieg - um das Jahr 1949 - einige Bauteile von dem seinerzeit vorgesehenen Gelände weggeschafft worden sein.
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Luftschiffhalle nach der Neugestaltung mit Holz und Schiebetor: Oben: Gut zu erkennen ist die Gleisanlage zum Schienennetz der Dürener Kreisbahn. Die Versorgung der Anlage erfolgte mittels einer vierachsigen Lokomotive der Vulcanwerke (unten). In etwa 600 Meter Nähe verliefen die Gleise der Strecke “ Düren - Zülpich - Euskirchen.
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Quelle: Vergl. Birgit Schröter, LVR, 17.09.2014, Kultur, Fotos: 1,2 „Archiv Luftschiffharry“, Stadt- und Kreisarchiv Düren 3, DKB 4
Zum Luftschiffhafen gehörten neben der Halle ein Haupt- und ein Nebenankerplatz mit jeweiligen Durchmessern von 180 m. Das Gelände war an das Kreisbahnnetz angeschlossen, um die Versorgung der Luftschiffe unter anderem mit Füllgas, Benzin und Öl zu gewährleisten. In der Nähe der Halle standen die Flaschenschuppen, das Benzin- und Öllager, die Werkstatt, der Kohlenbunker, Feuerlöschgerät und Mannschaftsunterkünfte. In größerem Abstand zur Halle lagen die Bomben- und Munitionslager, Abwehrbatterien und Schützengräben sowie ein Schießstand. Es gab in der Anlage auch Scheinwerfer, die bei Nachtlandungen zum Einsatz kamen.
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Quelle: Sammlung Herbert Reiter, Düren, Text: „Luftschiffhalle in Düren-Distelrath“, in KuLaDig, LVR
Die Lage der damaligen
militärischen Anlage in Düren.
Zu erkennen sind die etwa 600 Meter entfernten Gleisanlagen der Eisenbahnstrecke Düren-Zülpich-Euskirchen. Der Dürener Friedhof – links in der Skizze – wurde ab 1.September 1903 genutzt und wurde 1905 erstmals in Richtung Düren-Distelrath erweitert.
Der Bau der Luftschiffhalle wurde im Herbst 1915 vom Reichsmarineamt forciert. Das Marinebauamt befand sich im belgischen Namur, das von Deutschland besetzt war. Eine Zweigstelle war in der Binsfelder Straße eingerichtet, die den Bau überwachte.
Der Dürener Oberbürgermeister Dr. August Klotz (Foto links) setzte sich stark für den Bau einer militärischen Anlage am Rande der Stadt ein.
Im Herbst 1916 ging die militärische Leitung der Anlage vollständig vom Reichsmarineamt auf die Heeresverwaltung über.
Düren-Feldpostheeresluftschiff LZ 107 vom 23.12.1916
Feldpostkarte, abgeschickt von Besatzungsmitgliedern des Kommandos LZ 107. Der Kommandant war seinerzeit Hauptmann Masius. Das Flugschiff LZ 107 war im Jahre der Absendung der Karte, am 23.12.1916, in Düren stationiert. Vermutlich handelt es sich hier um einen Weihnachtsgruß aus Düren.
( Besatzung LZ 107, Quelle: Luftschiffharry)
Das Ende der Luftschiffhalle Düren 1917/1918
Das Heer löste seine Luftschiffsabteilung zugunsten von Flugzeugen schon 1917 auf. Marineluftschiffe waren bis zum Ende des Krieges im Einsatz.
Die Personalzahlen liegen heute nur aus der Marinezeit vor. Sie lagen im November 1914 bei genau 262, im Mai 1915 bei 318 und im März 1916 bei 241 Luftschiffer und Werftarbeiter.
Sämtliche Offiziere waren in Bürgerquartieren untergebracht. Die Bodenmannschaften wohnten in Baracken neben der Halle.
Ein Großteil der Stahlträger wurde auf Norderney zum Bau von neuen Flugzeughallen eingesetzt. Einige Betonfundamente dagegen wurden im Neuen Friedhof Düren-Ost verbaut. Ein Teil der restlichen, bis zu zwei Meter mächtigen Betonfundamente der Halle, wurden erst 1984 abgebrochen und abtransportiert.
Die Luftschiffhalle Düren wurde im Januar/Februar 1918 demontiert und in verbesserter Form auf der Insel Norderney wieder aufgebaut.
Sie diente dort als Flugzeughalle für die Gotha-Bomber. Die Luftfahrtangelegenheit war indessen noch längst nicht begraben. Auf dem Gelände hinter dem neuen Dürener Friedhof befanden sich immer noch wertvolle Einrichtungen, sowohl Eisenbahnkonstruktionen wie auch die Anschlussbahn an die Dürener Kreisbahn. Auch Gas- und Wasserleitungen waren noch unberührt vorhanden und vom Abbau noch nicht betroffen worden. Um zu verhindern, dass die englische Besatzung diese Einrichtungen beschlagnahmte, wurde ein geschickter Trick angewendet. Alle noch vorhandenen Einrichtungen wurden pro forma von zuständiger Stelle in Privatbesitz übertragen.
Nach einigem Zögern fanden sich tatsächlich auch die Engländer mit dieser Tatsache ab. Daraufhin konnte nun in Ruhe und unbelästigt von fremdem Zugriff der Abbau und der folgende Abtransport der noch übriggebliebenen Einrichtungen auf dem Dürener Luftschiffhafen vor sich gehen.
LVR-Ausgrabungen im September 2014
Ein überwiegender Teil des ehemaligen Militärgeländes ist heute ein freies Feld. Die meisten Überreste der Hallenfundamente wurden 1984 aus dem Boden geholt. Zusammen mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) führten Archäologinnen und Archäologen im September 2014 mehrere Ausgrabungen durch, die die ursprüngliche Konstruktion und die Lage der Halle verdeutlichten. Auf einigen Fotos kann man noch immer die Fundamente der einstigen Stahlkonstruktion als Bodenverfärbung erkennen. Heute liegt auf einem Teil der damaligen Anlage der stetig erweiterte Friedhof Düren-Ost.
Sicht auf das heutige Gelände der damaligen Luftschiffhalle
(unten rechts im Bild: der neue Friedhof Düren-Ost).
Oben: Gelande der Luftschiffhafens 1914-1917, oben im Bild: Der Friedhof
Unten Hallenfundament und Wasser- bzw. Gasversorgung.
Fotos oben: Pappnaas666 – Lizenz Eigenes Werk CC BY-SA 4.0 Veranstaltung zur Grabung des LVR, September 2014, Stand 23.11.2018
Heeres-Luftschiff LZ 107 als „Stammgast“
Das letzte Heeresluftschiff, LZ 107, war in Düren Stammgast. Der Luftkreuzer war 179 m lang und fasste 35.980 m³ Wasserstoffgas. Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h (unten).
Die erste Fahrt von LZ 107 fand am 16. Oktober 1916 statt. Am 17. November 1916 wurde das Luftschiff nach Düren überführt. Aus Düren brach LZ 107 am 16. Februar 1917 zu einer Angriffsfahrt nach Boulogne-sur-Mer auf und warf dort 1440 Kilogramm Munition ab. Nach Auflösung der Heeresluftschifffahrt wurde das Luftschiff im Juli 1917 in Darmstadt ( unten) abgerüstet.
Fotos: Sammlung „Luftschiffharry“, www.luftschiffharry.de
Das Foto unten zeigt das Luftschiff LZ 107, als es zu einer Fahrt ausgehallt wird. Das war nicht so einfach. Drinnen in der Halle lag das Schiff an starken Haken fest, die über Schienen liefen. Mit diesen wurde das Luftschiff dann zunächst aus der Halle gefahren. Hier klinkte man die Laufhaken aus und drehte nun den Luftriesen gegen den Wind, damit er aufsteigen konnte.
Besatzung LZ 107.
Vorne sitzend, zweiter von links:
Hauptmann Sommerfeld.
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Quelle: „Luftschiffharry“ Stadt-und Kreisarchiv Düren- Mappe S1/406, Dürener Beobachter, 1938
Luftschiff LZ 77
Das Luftschiff LZ 77 war in Namur stationiert und ging am 21. Februar 1916 bei Brabant le Roi (süd-westlich Verdun) verloren, nachdem es Paris angegriffen hatte. Bisher ist nur für Alfred Horn ein Grab nachzuweisen. Das Luftschiff wurde brennend abgeschossen. In Düren lag es im September 1915.
Unten: Die Besatzung um 1916.
Quelle: Luftschiffharry
Hauptmann Alfred Horn war Kommandant der
LZ 77 vom 24.08.1915 bis 22.02.1916.
Lz 77
8 Aufklärungsfahrten, 3 Angriffsfahrten gegen England und Frankreich. Abwurf von 12.610 kg Bomben. Abgeschossen mit der neuen Brandmunition der Alliierten am ersten Tag der Schlacht um Verdun am 21./22. Februar 1916. Niemand der Besatzung überlebte den Absturz.
Der Verlust des LZ 77 am Beginn der Verdunschlacht war der erste Verlust eines deutschen Zeppelins durch die neuartige Brandmunition. Gleichzeitig wirkte auch die ebenfalls neue Funkaufklärung bei der Lokalisierung des feindlichen deutschen Luftschiffes mit. Der Verlust wurde daher vor allem beim Kriegsgegner in den Medien publiziert und als Riesenerfolg gefeiert. Indirekt konnte man an dieser Instrumentalisierung festmachen, wie schwierig tatsächlich die Vernichtung eines Kriegsluftschiffes war.
Zum "Anzünden" eines wasserstoffgefüllten Starrluftschiffes reichte es keineswegs, mit dem MG in den Leib des Luftschiffes zu zielen. Selbst die Brandmunition brauchte im normalen Fall diverse Salven und viele Patronen, um den Wasserstoff mit Sauerstoff chemisch zu verbinden.
Quelle: www.Lufftschiffharry.de
Weitere Luftschiffe in Düren-Distelrath
zwischen 1915 und 1917
Als erstes Luftschiff landete am 04. April 1915 das Marine Luftschiff L 22 (LZ 64) in Düren, weil der Zeppelin wegen dichten Nebels hierhin ausweichen musste.
Zeppelin LZ 75 besuchte Düren am 13.12.1915 für wenige Stunden.
Ab 1914 verwendete man für den Luftschiffbau das in den „Dürener Metallwerken“ u.a. hergestellte Duraluminium (Dural).
Insgesamt 100 Zeppeline wurden damals aus dem Material hergestellt. Bis zu 5000 Menschen fanden bei den „Dürener Metallwerken“ Arbeit. Duraluminium wurde für den LZ 16 erstmals im Kriegsjahr 1914 eingesetzt.
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Quellenverzeichnis
Quelle: Dürener Beobachter , Stadt- und Kreisarchiv Düren, Mappe S1/406. Foto: Luftschiffharry. Vrgl. Ernst A. Lehmann: Auf Luftpatrouille und Weltfahrt. Wegweiser-Verlag, Berlin 1936, Seiten 91-92, „Luftschiffhalle in Düren-Distelrath. In KuLagDig. Kultur.Landschaft.Digital. https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-26543-20111207-2,, Carl Heege, 1971.
Seite „Luftschiffhalle Düren“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. November 2018, 11:32 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Luftschiffhalle_D%C3%BCren&oldid=182476761 (Abgerufen: 24. November 2018, 11:17 UTC) Seite „Militärluftschiff“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. November 2018, 11:51 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Milit%C3%A4rluftschiff&oldid=182888323 (Abgerufen: 1. Dezember 2018, 21:37 UTC)
Dürener Nachrichten Nr. 209/39 Carl Heege, „Erinnerungen an den Dürener Luftschiffhafen“, 1971.
Westdeutscher/Dürener Beobachter
Ernst A. Lehmann
Stadt-und Kreisarchiv Düren
Stephan Johnen, Dürener Zeitung
LVR Rheinland, Kultur, Landschaft, Digital
LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
G. Amtmann, LVR
Herbert Reiter, Düren
Pappnaas666 – Lizenz Eigenes Werk CC BY-SA 4.0 Veranstaltung zur Grabung des LVR, September 2014, Stand 23.11.2018.
Luftschiffharry – www.luftschiffharry.de
Thorsten Pietsch –www. Frontflieger.de